THG-Quotenhandel – die schnelle Lösung für den ökologischen Übergang?

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Was ist die THG-Quote?

Eine Treibhausgasquote ist ein politisches Werkzeug, das Mineralölunternehmen, die CO2-emittierende Kraftstoffe in den deutschen Verkehr bringen, zu einer Reduzierung von CO2 Emissionen verpflichtet. Die Höhe der Quote legt die Bundesregierung fest. Momentan ist eine Reduzierung von 7 % CO2 gegenüber herkömmlichen fossilen Kraftstoffen vorgegeben. Die Quote soll bis ins Jahr 2030 auf 25 Prozent steigen [1]. Emissionen können zum Beispiel über die Beimischung biogener Kraftstoffe reduziert werden. Die Mineralölkonzerne müssen, wenn sie die Quoten-Ziele verfehlen, für jede weitere Tonne CO2 eine Strafe zahlen – oder THG-Quoten kaufen (s. unten) [2]. Es handelt sich also nicht um eine zusätzliche CO2-Minderung, sondern um einen finanziellen Anreizmechanismus, Emissionen einzusparen. Privatpersonen und Unternehmen, die E-Fahrzeuge [3] sowie öffentliche E-Ladesäulen betreiben, können die CO2-Einsparung, die ihre Fahrzeuge liefern bzw. den Strom, der durch ihre Ladeinfrastruktur bereitgestellt wird, in Form von Verschmutzungsrechten an Mineralölkonzerne verkaufen.

Wie werde die Quote und die Einsparung durch die E-Fahrzeuge berechnet?

Die THG-Quote ist gesetzlich festgelegt. Die Einsparung je Fahrzeug wird einmal jährlich vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht. 2022 geht das UBA von einer jährlichen Einsparung von 837,6 kg CO2 pro E-Fahrzeug aus, unabhängig von Fahrzeuggröße, -alter, -verbrauch, -fahrleistung und Herkunft des genutzten Stroms [4]. Je E-Fahrzeug kann also ein Verschmutzungsrecht von rund 838 kg CO2 verkauft werden. Derzeit kann man damit je Fahrzeug 300-400 € pro Jahr erzielen. Für dieses Jahr kann also ein Unternehmen mit einem Fuhrpark von 50 E-Fahrzeugen mit einem Erlös von 15.000-20.000 € rechnen.

Wie läuft es ab?

Der erste Schritt bei der Beteiligung an dem THG-Quotenmarkt ist die Identifikation der E-Autos im eigenen Fuhrpark. Anschließend sucht man sich einen THG-Quotenhändler aus, registriert sich und lädt die Kopien der Fahrzeugscheine hoch. Der THG-Quotenhändler leitet die Prüfung beim Umweltbundesamt ein, das dann das THG-Zertifikat ausstellt. Der THG-Quotenhändler sammelt alle THG-Zertifikate und verkauft sie an entsprechende Mineralölfirmen [5]. Schließlich kommt es zur Auszahlung des vereinbarten Preises an das Unternehmen.

Gut zu wissen…

Der Handel mit THG-Quoten kann nicht selbst übernommen werden, da aufgrund des hohen Abwicklungsaufwand das Umweltbundesamt keine Einzelzertifikate ausstellt. Händler bündeln verschiedene Antragssteller und haben so größere Volumina. Wissenswert ist auch, dass alle Autos mit einem reinen Elektroantrieb bis 12 Tonnen zugelassen werden, das heißt M1, N1 und N2 [6]. Hybrid-, Plug-in-Hybrid oder reine Verbrennerfahrzeuge werden aktuell nicht berücksichtigt. Bei Leasingfahrzeugen wird der Erlös an die/den Fahrzeughalter*in ausbezahlt, die/der in der Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) eingetragen ist. Auch können THG-Quoten aus Ladepunkten vermarktet werden, wenn diese mindestens halböffentlich zugänglich und im Ladesäulenregister gemeldet sind. Dabei ist aktuell nicht relevant, ob das Auto mit Ökostrom geladen wird oder nicht, um Erlöse aus den THG-Quoten zu erhalten. Im Durchschnitt dauert die Prüfung des UBA ca. 6-8 Wochen.

Quotenhändler auf dem Markt

Auf dem Markt gibt es mittlerweile eine größere Anzahl an Anbietern für den THG-Quotenhandel, die eine Beteiligung an Privatpersonen und Unternehmen anbieten. Eine Übersicht über mögliche Anbieter gibt es zum Beispiel hier [7].

Fazit – sollte ich meine Verschmutzungsrechte an die Mineralölkonzerne verkaufen?

Aus ökonomischer Sicht ist die Sache klar. Der Verkauf der Verschmutzungsrechte ist ein Zusatzeinkommen für Privatpersonen oder Organisationen und ist ein zusätzlicher Anreiz, sich ein E-Fahrzeug anzuschaffen.

Aus ökologischer Sicht wird es kompliziert. Wie oben erwähnt, wird durch den Verkauf der Verschmutzungsrechte kein zusätzliches CO2 frei. Aus dieser Perspektive ist es also unbedenklich. Es handelt sich lediglich um eine Umverteilung von Geld. Und genau hier liegt potenziell das Problem. Die Mineralölkonzerne werden nur Verschmutzungsrechte einkaufen, wenn diese günstiger sind als die Strafzahlungen oder günstiger als die tatsächliche Reduzierung von CO2-Emissionen. Mit dem Verkauf der Verschmutzungsrechte unterstützt man also Mineralölkonzerne indirekt finanziell. Das ist nicht unmittelbar ein Problem, aus Klimaschutzperspektive dennoch fragwürdig.

Entscheidend aus Klimaschutz-Sicht ist, was mit den Einnahmen aus dem THG-Quotenhandel passiert. Privatpersonen und Organisationen sind völlig frei in der Verwendung der Gelder. Wenn nun von dem Geld zusätzlicher, CO2-intensiver Konsum ausgelöst wird (beispielsweise ein Urlaubsflug) dann ist das kontraproduktiv für den Klimaschutz. Fließt das Geld allerdings in zusätzliche, sinnvolle Klimaschutzmaßnahmen, ist es aus ökologischer Sicht positiv zu bewerten.

Generell ist das Instrument des THG-Quotenhandels eher kritisch zu bewerten, weil ein zusätzlicher Anreiz zum Kauf eines E-Fahrzeugs derzeit nicht notwendig erscheint – das „Paket E-Auto“ ist so attraktiv, dass die Hersteller die Nachfrage nicht befriedigen können (Stichwort lange Lieferzeiten). Zusätzlich tragen die Erlöse aus dem Handel potenziell zu klimaschädlichem Konsum bei. Wenn man aber nun das vorhandene Instrument nutzen möchte, dann sollte man die dadurch generierten Gelder auf jeden Fall für wirksame Klimaschutzmaßnahmen einsetzen.

[1] https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/emobilitaet/thgquote-so-koennen-sie-mit-einem-reinen-eauto-geld-verdienen-68695

[2] https://www.net4energy.com/de-de/mobilitaet/thg-quotenhandel

[3] Reine E-Autos, E-Leichtkrafträder und E-Motorräder. PHEV ausgenommen.

[4] https://www.fuhrpark.de/thg-quote-so-verdienen-sie-geld-mit-dem-e-fuhrpark

[5] https://www.net4energy.com/de-de/mobilitaet/thg-quotenhandel

[6] https://equota.de/thg-quote-verkaufen/#zwei

[7] https://www.homeandsmart.de/thg-quote-vergleich

Tamara Lang


Von August bis Oktober 2022 war Tamara Lang Praktikantin bei PROJECT CLIMATE mit dem Ziel, das Team bei den Projekten zu unterstützen und berufliche Erfahrungen im Bereich der nachhaltigen Mobilität zu sammeln. Dabei hat sie als Studierende des deutsch-französischen Masterstudiengangs 'Empirische Politik- und Sozialforschung‘ mit dem Fokus auf den ökologischen Übergang viel wertvolles Know-how eingebracht, von dem das Team und unsere Kunden profitieren konnten.